Anmelden

Freitag, 23. Februar 2018

Kreuzwegmeditation Blasiusberg

Mosaike: Maria Storch Zirl
Gebet
Jeder Mensch hat seine ganz persönliche Lebens-, Liebes- und Leidensgeschichte. Am Kreuzweg Jesu treffen wir auch auf die Kreuzwege der Welt, auf unseren eigenen Kreuzweg. Wir schreien mit Jesus: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Du Herr, du trägst nicht nur dein Kreuz, du kreuzt auch meine Wege, um mir zu begegnen. Am Kreuz werde ich in diesem Leben nie vorbeikommen, aber ich werde es mit dir tragen können. 
Wer den ganzen Kreuzweg sehen möchte, ein Klick genügt:






1. Station

Gekommen ist die Stunde



P. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
A. denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt erlöst.

L1    „Die Stunde ist gekommen; jetzt wird der Menschensohn den Sündern ausgeliefert.“ So schreiben Matthäus und Markus (Mt 26,45 und Mk 14,41). Der Evangelist Johannes: „Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird.“ (Joh 12,23). Johannes weist also schon über die Passion hinaus auf das Ostergeschehen.

L2    Auf dem Bild beginnt die Passion mitten im roten Kelch, Zeichen des vergossenen Blutes für die Menschen. Und mitten drinnen kniet Christus: gefasst, stark, bereit zur Folter. Er erhebt die Arme und betet zum Vater. Daneben erblicken wir im Judaskuss den Verrat: Damit hat die Stunde eigentlich begonnen.

L1    Auch unsere Leidensstunden beginnen mit Verrat, Verleumdung, mit Verurteilung, Verspottung, Mobbing, Ausgrenzung, ungerechter Behandlung, Abweisung, Kündigung einer Freundschaft, einer Partnerschaft, mit einer psychischen oder körperlichen Krankheit, mit dem Tod von lieben Menschen. Gekommen ist die Stunde!

A.  Herr Jesus Christus, es gibt viele Menschen, die in ihren Leidensstunden niemanden haben, der zu ihnen hält. Schenke ihnen und uns die Kraft des Glaubens, damit wir uns erheben aus Angst, Schuld, Verzweiflung und Freudlosigkeit. Lass uns im Vertrauen auf deine Hilfe einander beistehen und unseren Lebensweg mutig auf uns nehmen.

P.  Herr Jesus Christus, alleingelassen von den Menschen,

A.  erbarme dich über uns und über die ganze Welt.



2. Station
Jesus legt vor den Hohepriestern Zeugnis ab
P. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
A. denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt erlöst.

L1    Im Gesamtbild taucht schon das Kreuz auf. Auf das will ja der Hohe Rat hinaus: Kreuzige ihn! Jesus gibt nochmals Zeugnis von seinem Vater: „Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels sehen. Da zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: Er hat Gott gelästert! Wozu brauchen wir noch Zeugen!“ (Mt 26,64f).

L2    Im Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts, seit Beginn des Ersten Weltkriegs und besonders auf die Opfer des Kommunismus seit 1917 und des Nationalsozialismus seit den 30iger Jahren hat der Theologe Hans Urs von Balthasar von einem „Heer von Gedemütigten einer furchtbaren Zeit“ gesprochen: Vom „Heer der Gefolterten, Vergasten, in geschlossenen Viehwagen winters Erfrorenen, von den Stiefeln der Partei ins Antlitz Getretenen, geflissentlich Vergessenen.

O Haupt voll Blut und Wunden!“.

L1    Zu diesem Heer von Millionen von Menschen zählen viele, die wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt und getötet worden sind. Man nennt sie Märtyrer. Dieser Name ist griechischen Ursprungs und bedeutet Zeuge. Es gibt sie auch heute noch in vielen Ländern: diese Märtyrer, die Blutzeugen. Zeugnis geben für Gott.

A.  Herr Jesus Christus, auch heute noch geschieht es, dass Menschen aus Verblendung und Machtgelüsten ungerechte Urteile fällen. Du stehst auf der Seite der Leidenden. Gib uns ein weises Herz, damit wir uns auf die Seite der ungerecht Behandelten stellen.

P.  Herr Jesus Christus, von den Menschen verraten,

A.  erbarme dich über uns und über die ganze Welt.


3. Station 
Jesus wird verurteilt
P. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
A. denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt erlöst.

L1    Pilatus sitzt auf seinem Richtstuhl – wie versteinert – und erkennt Jesus als unschuldig, als Lichtgestalt. Aber unter dem Druck des Volkes und des Hohen Rates lässt er ihn geißeln. So sehen wir den Verurteilten links als den Ecce homo: Seht, welch ein Mensch! Schaut hin auf diesen Menschen: auf ihn den Unschuldigen, was habt ihr aus ihm gemacht?



L2     Oft begegnen wir Menschen, die sehr unterschiedlich sind. Entsprechend verschieden sind auch unsere Urteile. Manche Menschen werden wir negativ beurteilen. Aber kennen wir diese Menschen überhaupt? Wissen wir etwas von ihren Schwierigkeiten? Leiden sie vielleicht an ihrer Veranlagung? Schauen wir in ihr Inneres, in ihr Herz? Seien wir vorsichtig mit unseren Urteilen.

A.  Herr Jesus Christus, du sagt schon in der Bergpredigt: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird euch gemessen werden“ (Mt 7,1.2). Hilf uns, dass wir nie verurteilen und steh jenen bei, die ein Urteil fällen müssen.

P.  Herr Jesus Christus, ungerecht verurteilt,

A.  erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

4. Station
Preisgegeben
P. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
A. denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt erlöst.

L1   Jesus weiß: es ist seine Bestimmung, diesen Kreuzweg zu gehen. Dabei muss er aber vieles verlieren, lassen, verlassen, preisgeben. Auch die Mutter Jesu muss ihren Sohn hergeben, ihn preisgeben. Trennungsschmerz kann tiefe Wunden hinterlassen, die lange nicht heilen. Später wird Maria ihren toten Sohn in Händen halten und ihn dem Grab preisgeben. Aber nach Ostern darf sie ihn wiedersehen und zu Pfingsten durch den Heiligen Geist mit ihm verbunden bleiben.



L2   Oft müssen wir liebe Menschen preisgeben, loslassen. Maria schenkt uns christliche Hoffnung und sagt uns: Wir alle werden uns wiedersehen bei Gott, in der Herrlichkeit des Himmels.

A.   Herr Jesus Christus, wie Maria wollen wir unsere Hände öffnen, damit wir Kraft von Oben empfangen, um unseren Lebensweg treu zu gehen.

P.  Herr Jesus Christus, dem Leiden preisgegeben,

A.  erbarme dich über uns und über die ganze Welt.


5. Station
Mittragen
P. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
A denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt erlöst.

L1   Simon aus Zyrene, einer Stadt an der libyschen Küste, wird von den Soldaten gezwungen, für eine gewisse Wegstrecke das Kreuz jenes erschöpften Verurteilten zu tragen. „Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage“ (Lk 23,26), so schreibt Lukas. Somit stellt der Evangelist Simon als den Jünger dar, der „sein Kreuz auf sich nimmt und Jesus nachfolgt“, seinen Spuren folgt. Und Jesus nachfolgen heißt: Mittragen, mit anderen Menschen mitleiden – compassion, compassio, Mitleid.



L2   Die Geste des Simon wird zu einem Symbol für alle Akte der Solidarität gegenüber den Leidenden, den Unterdrückten und denen, die schwere Last zu tragen haben. Er ist derjenige, der nicht auf die andere Straßenseite geht und der Not ausweicht, sondern andere stützt und unterstützt. Über den Schultern des Simon ertönen die Worte des hl. Paulus: „Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Gal 6,2). Mittragen!

A.  Herr Jesus Christus, Mittragen ist ein Liebesdienst, der uns Menschen oft schwer fällt. Lass uns Simon ein Vorbild sein! So wie er wollen wir mit dir in Beziehung treten, indem wir Menschen helfen, die uns brauchen.

P.    Herr Jesus Christus, der du Hilfe annimmst,

A.      erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

6. Station 
Leid der Welt
P. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
A denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt erlöst.

L1  „Der Leidensweg wird von den klagenden Frauen unterbrochen. Die drei Lebensalter stehen an der Spitze einer gesichtslosen Menge in irdischem Grün. Viele Kreuze begleiten nun den Weg weiter.“ – so schreibt die Künstlerin Maria Storch.



L2  Das Kreuz kreuzt unseren Alltag immer wieder. Und wir stellen die Fragen: Warum? Warum ich? Gott will grundsätzlich kein Leid und kein Kreuz, aber er lässt es zu. Denn er weiß: Im Leiden werden wir Menschen reifer; wir werden sensibler, feinfühliger und verständiger für das Leid unserer Mitmenschen. Das Leid der Welt erdrückt uns manchmal.

Aber als Christen wissen wir, dass Gott uns beisteht im Leid der Welt.

A.   Herr Jesus Christus, das Leid berührt uns. Das eigene und so oft das Leid in der Welt. Mit unserem Gebet verbinden wir uns mit dir und allen Leidenden. Lass uns im Glauben Trost und Stärkung finden.

P.  Herr Jesus Christus, der du Hoffnung spendest,

A.  erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

7. Station
Umfangen
P. Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
A. denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt erlöst.


L1   Das Kreuz wird aufgerichtet und der Leidensweg endet im Dreieck aus erhabenem Purpur, im Symbol des Göttlichen. Der Gekreuzigte ist umfangen vom himmlischen Vater. Der Kreuzweg findet sein Ende, seine Vollendung, und lenkt unseren Blick zur ewigen Vollendung. Christus hat in sich bereits das Licht der Auferstehung, das Licht der Vollendung. Er löst sich vom Kreuz und wird vom himmlischen Blau, von seinem und unserem Vater umfangen.

L2   Dieses Bild ist ein Hoffnungsbild: Jeder menschliche Leidensweg hat einmal ein Ende. Hoffentlich schon in dieser Welt, aber ganz sicher im Himmel, im Schoß des dreifaltigen Gottes, im himmlischen Jerusalem.
A.   Herr Jesus Christus, in deinem Auftrag umfangen sich Maria und Johannes, um im Leiden einander Stütze zu sein. Auch wir dürfen uns umfangen wissen von deiner Liebe. Dafür danken wir dir.
P.    Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A.      erbarme dich über uns und über die ganze Welt


Gebet

P.   Gott des Lebens, wir danken dir für die Menschwerdung deines Sohnes. Du begleitest uns durch unser Leben.

Das viele Schöne, die Freuden des Lebens, die Liebe, …,

all das schenkst du uns.

Du schenkst uns aber auch deine Hilfe, wenn uns die Schattenseiten des Lebens überkommen. Du begleitest uns durch Jesus, deinen Mensch gewordenen Sohn. Er hat selbst Leid durchlitten, Schmerzen ertragen, Ablehnung und Gottesferne erfahren. Er kennt den tiefsten Abgrund des Lebens. So viele Menschen durchleben diesen Abgrund! Im Gebet sind wir ihnen nahe.

Alle: Wir bitten dich, Gott des Lebens, gib, dass sie deine Hilfe spüren, und lass auch uns Lebensbegleiter für Menschen in Not sein und stärke uns auf unserem Lebensweg. Darum bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.
 



Impressum: Pfarre Völs, Werth 5, 6176 Völs

Bilder: Wegkapellen Blasiusberg – Mosaike von Maria Storch

Fotos: Fotostudio Stanger

Texte: Abt Raimund Schreier OPraem

Gebete: Pfr. Christoph Pernter  OPraem