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Sonntag, 13. Juni 2010

Naturschutzprojekt am Blasiusberg

Ab Juni findet heuer in Völs unterhalb der Blasiuskirche ein in Europa einzigartiger Versuch statt. Die Tiroler Umweltanwaltschaft führt in Zusammenarbeit mit der Naturwissenschaftlichen Abteilung der Tiroler Landesmuseen, Ferdinandeum, mit Unterstützung der Gemeinde Völs und mehrerer Lichtproduktionsfirmen in der Nacht Vergleichsstudien durch, die Grundlagen liefern sollen, wie stark die Anlockwirkung künftig in der EU als Straßen- und Industriebeleuchtungen verwendeter Lampentypen auf nachtaktive Insekten ist. Diese Lockwirkung erwies sich in den letzten Jahrzehnten als unterschätztes, aber sehr ernstes Umweltproblem. Die nachtaktiven Insekten, darunter auch viele EU-weit geschützte Arten, werden von hellem Licht stark angezogen. Sie sterben dann in Massen an den heißen Lampen oder finden aus Erschöpfung nicht mehr zu ihren Brutplätzen zurück. Ganze Gegenden wurden so „leergefischt“. Mit den Insekten verschwanden auch zahlreiche Insekten fressende Singvögel, Fledermäuse und andere Tiere.


Bereits vor Jahren initiierten der Tiroler Umweltanwalt und das Ferdinandeum eine große Kampagne gegen die weißen, umweltbelastenden Quecksilberdampflampen, die in der Straßenbeleuchtung allgegenwärtig waren und die auf nachtaktiven Insekten, vor allem auf Nachtfalter, eine besonders große Anziehung ausüben. Dieses Projekt unter dem Namen „Die helle Not“ zeigte auf, dass die Anlockwirkung bei diesen Lampen fast das 10-fache ist von der bei gleich hellen gelblichen Natriumdampfhochdrucklampen. Außerdem verbrauchen die Natriumdampflampen etwa 40% weniger Strom und das Problem der Entsorgung des giftigen Quecksilbers fällt weg. „Die helle Not“ erregte weltweit Aufsehen. Es gelang, zahlreiche Gemeinden in Österreich - darunter mehrere größere Städte (z.B. Wörgl, Innsbruck) - dazu zu bewegen, auf umweltfreundlicheres gelbes Licht umzustellen. Auch die Gemeinde Völs nahm hier eine Vorreiterrolle ein. Inzwischen haben viele Staaten der EU Gesetze beschlossen, die das Umstellen auf umweltfreundlichere Lichtquellen vorschreiben (z. B. Tschechien, Slowenien). Das Tiroler Projekt wurde mit dem FORD Umweltpreis 2002 und mit dem Preis des CIPRA-Wettbewerbs „Zukunft in den Alpen“ 2005 ausgezeichnet.


An der Nordseite des Blasiusberges wurden daher heuer sechs große, eigens für diesen Versuch konstruierte Lichtfallen aufgestellt, in denen sich neue Lichtkörper befinden, die im Vergleich auf ihre Anlockwirkung getestet werden.

In jeweils 6-Tages-Versuchsserien werden die anfliegenden Insekten erfasst, genau bestimmt und die Ergebnisse dann verglichen. Im Herbst wird man wissen, welche Lampentypen am umweltverträglichsten sind. Die Ergebnisse werden dann in gedruckter Form und im Internet publiziert. Das Ergebnis kann für die weitere Entwicklung der Beleuchtung in Europa richtungsweisend werden.


Weitere interessante und umfangreiche Informationen zum Thema findet man unter: die helle not