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Freitag, 1. April 2011













Liebe WeggefährtInnen!
Das Leben zeigt uns fast täglich sein unvollendetes Gesicht:
Leibliche Behinderungen, seelische Belastungen, Machtlosigkeit bei
Naturkatastrophen.
Schnell suchen wir nach Schuld und Schuldigen.
Wie zur Zeit Jesu.
Wer blind geboren wurde, muss Opfer einer Schuld sein.
Jesus durchbricht dieses Denken: Er erschließt dem Blinden
eine neue Dimension des Lebens. Der Blinde lässt sich beschenken
und führen.
Andere setzen auf sich selbst.
Sie verweigern sich dem Leben.
Das Evangelium nennt diese Haltung "Gericht".
Wer sich beschenken lässt, wird auf - gerichtet.
Wer sich verschließt, ist ge - richtet.
Lassen wir uns beschenken -
von Gott, durch Jesus.
Auf diesem Weg mit euch verbunden
Petra Unterberger und Albert Pichler
4. Fastensonntag A (3. April 2011)
Evangelium des Johannes 9, 1 – 41
9 1 Und im Vorübergehen sah er einen Menschen, der blind geboren war. 2 Und seine Jünger fragten ihn: Rabbi, wer hat gesündigt, er oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde? 3 Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden. 4 Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist. Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. 5 Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. 6 Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde und machte einen Brei aus dem Speichel und strich ihm den Brei auf die Augen 7 und sagte zu ihm: Geh, wasche dich im Teich Schiloach! Schiloach heisst ‹der Gesandte›. Da ging er und wusch sich und kam sehend zurück.
8 Die Nachbarn nun und die Leute, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der, der dasass und bettelte? 9 Die einen sagten: Er ist es. Die anderen sagten: Nein, er sieht ihm bloss ähnlich. Er selbst sagte: Ich bin es. 10 Da sagten sie zu ihm: Wie also sind deine Augen aufgetan worden? 11 Er antwortete: Der Mensch, der Jesus heisst, machte einen Brei und strich ihn mir auf die Augen und sagte zu mir: Geh zum Teich Schiloach und wasche dich. Da ging ich hin, wusch mich und konnte sehen. 12 Und sie fragten ihn: Wo ist er? Er sagt: Ich weiss es nicht.
13 Sie führen ihn, den ehemals Blinden, zu den Pharisäern. 14 Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig machte und ihm die Augen auftat. 15 Die Pharisäer nun fragten ihn ebenfalls, wie er sehend geworden sei. Er sagte zu ihnen: Er bestrich meine Augen mit einem Brei, und ich wusch mich, und ich sehe. 16 Da sagten einige von den Pharisäern: Dieser Mensch ist nicht von Gott, denn er hält den Sabbat nicht. Andere aber sagten: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es gab eine Spaltung unter ihnen. 17 Da sagen sie wieder zu dem Blinden: Und du, was sagst du dazu, dass er dir die Augen aufgetan hat? Er sagte: Er ist ein Prophet. 18 Die Juden nun wollten nicht glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden war, bis sie die Eltern gesprochen hätten - die Eltern dessen, der sehend geworden war. 19 Und sie fragten sie: Ist das euer Sohn, von dem ihr sagt, dass er blind geboren wurde? Wieso sieht er denn jetzt? 20 Da entgegneten seine Eltern: Wir wissen, dass er unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde. 21 Wieso er aber jetzt sieht, wissen wir nicht, und wer ihm die Augen aufgetan hat - wir wissen es nicht. Fragt doch ihn, er ist alt genug. Er kann selber über sich Auskunft geben. 22 Das sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten. Denn die Juden waren schon übereingekommen, dass aus der Synagoge ausgeschlossen werde, wer ihn als Christus bekenne. 23 Darum sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fragt doch ihn.
24 Da riefen sie den Menschen, der blind gewesen war, ein zweites Mal und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. 25 Jener antwortete: Ob er ein Sünder ist, weiss ich nicht. Ich weiss bloss eines: Ich war blind, und jetzt sehe ich. 26 Da sagten sie zu ihm: Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er dir die Augen aufgetan? 27 Er antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt nicht zugehört. Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden? 28 Und sie beschimpften ihn und sagten: Du bist einer seiner Jünger, wir aber sind Jünger des Mose. 29 Wir wissen, dass Gott mit Mose geredet hat. Von diesem aber wissen wir nicht, woher er ist. 30 Der Mensch entgegnete ihnen: Darin liegt ja das Erstaunliche, dass ihr nicht wisst, woher er ist, und er hat mir doch die Augen aufgetan. 31 Wir wissen, dass Gott keine Sünder erhört; wer aber gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den erhört er. 32 Von Ewigkeit her hat man nicht vernommen, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen aufgetan hat. 33 Wäre dieser nicht von Gott, könnte er nichts tun. 34 Sie entgegneten ihm: In Sünden bist du geboren, ganz und gar, und du willst uns lehren? Und sie stiessen ihn aus. 35 Jesus hörte, dass sie ihn ausgestossen hatten; und als er ihn traf, sprach er: Glaubst du an den Menschensohn? 36 Jener entgegnete: Sag mir, wer es ist, Herr, damit ich an ihn glauben kann! 37 Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn gesehen. Der mit dir redet, der ist es. 38 Er sagte: Ich glaube, Herr. Und er warf sich vor ihm nieder.
39 Und Jesus sprach: Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen, dass die, die nicht sehen, sehend und die Sehenden blind werden. 40 Das hörten einige von den Pharisäern, die bei ihm waren, und sie sagten zu ihm: Sind etwa auch wir blind? 41 Jesus sagte zu ihnen: Wärt ihr blind, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.

Einfach weiter denken…

Ich achte beim Lesen auf die Dramatik der Begegnung des blind Geborenen…
blind geboren – wer hat gesündigt – wer ist „schuld“ – Brei aus Speichel und Erde auf die Augen gelegt bekommen – sich waschen beim Teich Schiloach – sehend zurück kommen – sagen können „ich bin es“ – gefragt werden – erzählen – Misstrauen spüren – eine Spaltung erleben – Jesus einen Propheten nennen – Misstrauen erleben – nicht ernst genommen werden – nicht gehört werden – beschimpft werden – Sünder genannt werden – ausgestoßen werden – von Jesus nach dem Glauben gefragt werden – IHN erkennen dürfen – sich niederwerfen – glauben
ich achte auf Jesus…
Werke Gottes sollen offenbar werden – auffordern „geh und wasche dich“ – hören, dass der Geheilte ausgestoßen wurde – ihn nach seinem Glauben fragen – sich zu erkennen geben – neu und ungewohnt vom „Gericht“ sprechen
„Wärt ihr blind, hättet ihre keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.“
Nicht eine leibliche Behinderung trennt von Gott. Sünde ereignet sich in der Verweigerung, sich heilen und beschenken zu lassen. Gericht im Verständnis des Johannesevangeliums ist ein Selbstgericht.

sehend und doch blind

blindes herz
zugeschnürt eingeengt
im korsett
der normen
und glaubenssätze

blindes herz
verhindert und behindert
das leben

blindes herz
schreit nach heilung
schreit nach berührung

hofft auf liebe
denn die liebe
macht es heil

durch die liebe
lernt es sehen