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Freitag, 23. April 2010

4. Sonntag der Osterzeit


25. April 2010
Liebe Weggefährtinnen! Liebe Weggefährten!
Vor etwa 25 Jahren besuchte mich Bischof Stecher beim Religionsunterricht
in der Volksschule Stanz bei Landeck. In seiner unnachahmlichen Art
öffnete er einen schwarzen Koffer und steigerte die Neugierde der Kinder.
Vier Teile waren in violette Tücher eingehüllt. Und die Kinder durften auspacken.
Und bald war der Hirtenstab zusammengeschraubt und Thomas durfte ihn halten.
Bischof Reinhold nahm dann den Stab und legte ihn jedem Kind auf die Schulter
und zog das Kind mit der Krümmung näher zu sich.
"Das ist die Aufgabe des Bischofs", sagte er: Die Menschen herholen zur Gemeinschaft.
Der Bischof von Poitiers - Bild - lässt engagierte Frauen und Männer, die einen
besonderen Dienst für die Seelsorge übertragen bekommen, um sich Platz nehmen
und alle umfassen mit ihm den Hirtenstab.
Die Menschen herholen zur Gemeinschaft - eine sehr schöne Aufgabe für alle Getauften
zusammen mit ihrem Bischof.
Wir freuen uns, mit euch zusammen am Hirtendienst Jesu mitwirken zu dürfen.
Petra Unterberger und Albert Pichler

Evangelium des Johannes 10, 11 – 15. 27 - 30
Im Hinblick auf sein Weggehen aus dieser Welt ergriff Jesus das Wort uns sprach: 11 »Ich bin der gute Hirt. Ein guter Hirt ist bereit, für seine Schafe zu sterben.
12 Einer, dem die Schafe nicht selbst gehören, ist kein richtiger Hirt. Darum lässt er sie im Stich, wenn er den Wolf kommen sieht, und läuft davon. Dann stürzt sich der Wolf auf die Schafe und jagt die Herde auseinander. 13 Wer die Schafe nur gegen Lohn hütet, läuft davon; denn die Schafe sind ihm gleichgültig.14 Ich bin der gute Hirt. Ich kenne meine Schafe und sie kennen mich, 15 so wie der Vater mich kennt und ich ihn kenne. Ich bin bereit, für sie zu sterben. 27 Meine Schafe hören auf mich. Ich kenne sie und sie folgen mir. 28 Ich gebe ihnen das ewige Leben und sie werden niemals umkommen. Niemand kann sie mir aus den Händen reißen, 29 weil niemand sie aus den Händen meines Vaters reißen kann. Er schützt die, die er mir gegeben hat; denn er ist mächtiger als alle. 30 Der Vater und ich sind untrennbar eins.«


Vertrauen – in das Leben
„Tobias, mach die Augen zu und lass dich fallen, ich fange dich auf“, sagt ein junger Papa zu seinem zweijährigen Sohn. Der Kleine schließt seine Augen, lacht spitzbübisch und lässt sich fallen. Die Zwei üben ihr Spiel immer wieder und erleben dabei großen Spaß. Ich sitze nachdenklich auf der Bank. Tobias hat in seinem Leben gelernt zu vertrauen. Seine Eltern sind da, wenn er sie braucht – sie trösten ihn, wenn er traurig ist, sie suchen ihn, wenn er sich versteckt, sie lachen mit ihm, wenn er fröhlich ist, sie streicheln ihn, wenn er Nähe braucht und vieles mehr. Er ist, wie man mit einem etwas verstaubten Wort sagt: ein behütetes Kind.
Im Bild vom guten Hirten zeigt sich Jesus auch als Hüter des Lebens. In ihm leuchtet die Fürsorge und Zuneigung auf, die wir von liebenden Eltern kennen. Der gute Hirte kennt Jeden und Jede beim Namen. Er geht dem Menschen nach, er sucht den Menschen, man könnte sagen, er hat Sehnsucht nach dem Menschen. Jesus begegnet uns in den Dokumenten der Bibel als einer, den Krankheit, Not und Verzweiflung der Menschen anrührt. Er stellt Männer, Frauen und Kinder vom Rand in die Mitte. Jesus kommt in Berührung mit den Leidenden und Ausgegrenzten und wendet sich den Sündern zu - er hält mit ihnen Mahl. Er lässt sich nicht beirren durch die damaligen religiösen Gebote und Verbote. Er vertraut seiner innigen Beziehung zu seinem Vater – er vertraut auf die Liebe und heilt die Verwundungen des Lebens. In Taizé singt man sehr oft: „Gott ist nur Liebe, wagt für die Liebe alles zu geben, Gott ist nur Liebe. Gibt sich ohne Furcht ..." Tobias wird so wie die meisten Kinder von seinen Eltern geliebt. Er lernt dabei selbst zu lieben und zu vertrauen. Ich wünsche Ihnen immer wieder die Erfahrung, geliebt zu sein und die Fähigkeit, selbst zu lieben. Denn die Liebe macht uns zu Hütern und Hüterinnen des Lebens.


Ich erinnere mich an meine Kindheit:
Wer hat mich wie Tobias aufgefangen?

Wem verdanke ich mein Grundvertrauen ins Leben?

beim Namen kennen…
ich kann die Namen aller in Stille aussprechen, denen ich heute begegnet bin….

in die Mitte holen….

Wer holt(e) mich in der letzten Zeit durch ein gutes Wort, einen Telefonanruf, einen herzlichen Blick oder einen Händedruck in die Mitte, sodass ich auch dazu gehören konnte (kann)?