Anmelden

Freitag, 9. März 2018

Kreuzwegtafel

Die Kreuzwegtafel
des Innsbrucker Künstlers Ernst Trawöger
war ein Auftragswerk der Pfarre Völs. Mit knapper Zeichensprache und Symbolik wird auf neun Bildern eine konzentrierte Darstellung des Leidensweges Christi vor Augen geführt. Es ist kein illustratives Bild, die innere Struktur und äußere Idee sind zu einer Einheit gestaltet.
Die Tafel erschließt sich nicht sofort dem Betrachter, sondern erfordert eine meditative Auseinandersetzung damit. In langen Gesprächen haben sich der damalige Pfarrer Sebastian Huber OPraem. und der Künstler Gedanken zum Thema gemacht, auch im Hinblick auf die kantige, starke Architektur der Kirche. In der Fastenzeit 1987 wurde die Bildertafel gesegnet.


In der Ausstellung „WIDER-SCHEIN – Aspekte des Religiösen in der österreichischen Gegenwartskunst“ im Landesmuseum Ferdinandeum 1990 war die Kreuzwegtafel eines der zentralen Ausstellungsobjekte.
Zu den Stationen:
Meditation
zur
Kreuzwegtafel








Mein Herr und mein Gott,
ich suche Deine Nähe –
doch ich spüre sie nicht.
Ich suche im Gebet das Gespräch,
doch ich finde keine Antwort.
Ich wende mich Dir zu
und finde keine Zuwendung.
Ich suche mein Leben
und finde nicht mehr als einen Ablauf.
Ich suche die Liebe
und finde mich im Versagen.
Ich suche Deine Nähe, Herr.
Hilf mir, dass ich vor lauter Suchen
deine Nähe nicht vergesse.
(Peter Feichtinger)








1. Bild
Im Spannungsfeld der Mächte dieser Welt –

all meine Pläne, mein Leben ist durchkreuzt –
ich bin auseinander gerissen, zerrissen, der Boden unter meinen Füßen ist mir entzogen,ich kann nicht mehr aufrecht stehen.

Heil oder Unheil? Licht – oder Dunkel
und Blut des Unheils?
zerrissen, umgestürzt

2. Bild



Nicht das Plus, nicht das Positive kommt auf mich zu

quergestellt
aus dem Dunkel, aus der Finsternis
kommt das Kreuz auf mich zu,
es trifft mich – aus der Nacht
aber: rot, leuchtend rot - Verheißung des Blutes,
des Blutvergießens
aber: es leuchtet hoffnungsvoll
wie das Morgenrot nach finstrer Nacht
Farbe des Sieges, des Triumphes.
Im Kreuz ist Heil; im Kreuz ist Leben.

3. Bild

Ich schwanke und wanke
mein Körper zittert unter der Last
ich muss mich beugen, ich falle - wohin falle ich?
Ins Undurchdringliche,
nichts sehe
und erkenne ich rings um mich
ich falle in die undurchdringliche
Hoffnungslosigkeit,
in das tiefe Geheimnis – Gottes.

4. Bild

Ich nehme Abschied von meiner Mutter,
sie hat mich nicht alleingelassen,
sie geht mit mir –
im Dunkel dieses Weges
und
Wie viele habe ich damals gerufen:
Komm, folg mir nach! Geh mit mir!
Ich muss sie alle lassen
Ich werde sie von neuem rufen,
dich und mich:
Komm, folge mir nach –
auf dem Weg des Herrn, auf dem Kreuzweg
unseres Lebens – vom Dunkel ins Licht.

5. Bild – Mittelbild
Das Antlitz des Herrn –
die Dornen drücken sich ein,
entstellen mein Gesicht,
zerschunden,
zerstört,
erdrückt
Bild des Herrn im Schweißtuch der Veronika,
rings um mein Antlitz:
blutrot – Blut und Tod
aber:
Rot auch des Sieges und Triumphes
mein Antlitz ist klar und hell –
Antlitz des Menschen,
Antlitz des Herrn,
so erhaben,
obwohl ganz entstellt.
Mitte des Kreuzweges – Mitte des Lebens –
Antlitz des Herrn.


Rechts und links
Welche Gedanken tauchen jetzt auf –
in der Stunde des Todes?
Erinnerungen an früher, Vergangenes
und
Visionen der Zukunft.

6. Bild
Wehmütig denke ich zurück an meine Heimat –
den See, die Fischer von Kafarnaum –
meine Heimat, vorbei, verloren, nie mehr werde ich ins Boot einsteigen mit den Fischern zum Fischfang.
Und doch: Ist das die Frucht meines Opfers?
Reiche, göttliche Ernte, reicher Fischfang im Reich Gottes – Geht hinaus in alle Welt!
Geheimnis des Todes –
Geheimnis des Lebens, der reichen Frucht.


7. Bild
Er geht, aufrecht, gerade – seinen Weg - trotz allem,
mit allem
mit der Last der ganzen Menschheit
auch wenn all seine Wege, seine Pläne, sein Leben durchkreuzt sind
auf alles fällt der leise Schatten des Kreuzes
er geht – er muss gehen:
Ich muss den Willen des Vaters erfüllen.
Musste nicht all das geschehen?
Musste der Messias nicht all das erleiden,
um so in die Herrlichkeit einzugehen?
Hinter allem steht das göttliche Muss,
der göttliche Plan

8. Bild

Alles dreht sich vor meinen Augen, alles dreht sich in meinem Leben - ich komme da nicht mehr heraus - gefangen im Gitter, im Netz

alles um mich bricht zusammen
Chaos, Torso, Zerstörung, Untergang
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? - aber:
Von wo fällt das Licht auf das Netz, auf die Fesseln des Todes? - das Netz, der Tod ist erhellt

Licht, Lichtstrahlen dringen von innen, von der Tiefe des Todes heraus.
Sollte der Tod wirklich besiegt sein, überwunden von innen heraus?



9. Bild
Zurück zur Erde, von der wir alle genommen sind, eingedrückt, eingegraben in den Mutterboden – begraben
aber dieser Eindruck wird die Erde, das Reich des Todes, aufsprengen, die Erde kann ihn nicht festhalten. Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.


Licht erstrahlt aus dem Tod, neues Leben beginnt – noch unsichtbar hinein in die große Ferne und Weite Gottes, Hoffnung - A u f e r s t e h u n g !
Text: Pfr. Sebastian Huber