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Freitag, 16. März 2018

Wegkapellen


Gebet

Jeder Mensch hat seine ganz persönliche Lebens-, Liebes- und Leidensgeschichte. Am Kreuzweg Jesu treffen wir auch auf die Kreuzwege der Welt, auf unseren eigenen Kreuzweg. Wir schreien mit Jesus: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Du Herr, du trägst nicht nur dein Kreuz, du kreuzt auch meine Wege, um mir zu begegnen. Am Kreuz werde ich in diesem Leben nie vorbeikommen, aber ich werde es mit dir tragen können. 
Am Beginn jeder Station das Gebet:
Vorbeter: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich, 
Alle: denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt erlöst.
1.  Station – Gekommen ist die Stunde

L1   Jesus ging ein Stück weiter, warf sich zu Boden und betete: Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst. (Mt 26,39)
L2    Jesus, der dort kniet, ist nun ganz einsam. Zuerst waren zwölf Jünger bei ihm, dann elf, schließlich nur noch drei; jetzt schlafen auch sie. Im Gebet wendet Jesus sich an seinen himmlischen Vater: „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen“. Er weiß, dass er bald in die Gewalt der Menschen geraten wird, die ihn quälen und töten werden. Er hat Angst. Und doch öffnet er seine Hände zum Gebet. Er übergibt sich dem himmlischen Vater. Nach dem Gebet erhebt sich Jesus, rüttelt seine Jünger wach und sagt: „Steht auf! Der Verräter ist da!“
A.  Herr Jesus Christus, es gibt viele Menschen, die in ihrer Einsamkeit niemanden haben, der zu ihnen hält. Schenke ihnen und uns die Kraft des Glaubens, damit wir uns erheben aus Angst, Schuld, Verzweiflung und Freudlosigkeit. Lass uns im Vertrauen auf deine Hilfe einander beistehen und unseren Lebensweg mutig auf uns nehmen.
V. Herr Jesus Christus, alleingelassen von den Menschen,
A.  erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
Weitere Stationen:

2. Station – Jesus legt vor den Hohenpriestern Zeugnis ab


L1  Die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat bemühten sich um falsche Zeugenaussagen gegen Jesus, um ihn zum Tod verurteilen zu können. Sie erreichten aber nichts, obwohl viele falsche Zeugen auftraten. … Darauf sagte der Hohepriester zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, sag uns: Bist du der Messias, der Sohn Gottes? Jesus antwortete: Du hast es gesagt. … Da rief der Hohepriester: Er hat Gott gelästert! Wozu brauchen wir noch Zeugen? Jetzt haben wir die Gotteslästerung selbst gehört. Was ist eure Meinung? Sie antworteten: Er ist schuldig und muss sterben. (vgl. Mt 26,59-66)



L2    Die Hohenpriester meinten: Wo Gott ist, da ist Macht! Ein Machtloser kann nicht Gottes Sohn sein, kann nicht der Christus sein! Diese Meinung zieht sich durch alle Lebensalter. Doch wir spüren, dass der Mann, auf den sie herabschauen, eine Macht ausstrahlt - trotz aller Fesseln, Schläge und Beschimpfungen! Es ist die Macht der Liebe.

A.  Herr Jesus Christus, auch heute noch kann es geschehen, dass Menschen vor weltlichen und kirchlichen Richtern stehen, die aus Verblendung und Machtgelüsten ungerechte Urteile fällen. Du stehst auf der Seite der Leidenden. Bewahre uns vor Rachsucht. Gib uns ein weises Herz, damit wir gerecht handeln und in jedem Menschen dich erkennen.

V.  Herr Jesus Christus, von den Menschen verraten,

A.  erbarme dich über uns und über die ganze Welt.
3. Station – Jesus wird verurteilt



L1     Pilatus fragte Jesus: Woher stammst du? Jesus aber gab ihm keine Antwort. Da sagte Pilatus zu ihm: Du sprichst nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich freizulassen, und Macht, dich zu kreuzigen? Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre; darum liegt größere Schuld bei dem, der mich dir ausgeliefert hat. (vgl. Joh 19,8-11)

L2    Pilatus glaubt, Macht zu haben. In Wirklichkeit hat er Angst. Wider besseres Wissen verurteilt er Jesus. Er lässt sich von der aufgehetzten Menge den Schuldspruch diktieren. Er will die ihm vom Kaiser verliehene Macht nicht aufgeben. Jesus bleibt seinem Auftrag treu. Er nimmt die ungerechte Verurteilung in Würde auf sich.

A.  Herr Jesus Christus, du zeigst uns, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, um Würde zu bewahren. Die Größe eines Menschen liegt in seinem Inneren. Auch heute noch werden viele aus Unverständnis und blindem Gehorsam unmenschlich behandelt. Steh du diesen Menschen bei in ihrer Qual und hilf uns, dass wir nie die Würde eines Menschen verletzen, die ein Geschenk von dir ist.

V.  Herr Jesus Christus, ungerecht verurteilt,

A.  erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

4. Station – Preisgegeben



L1   Simeon sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. (Lk 2,34f)

L2   Doch es scheint, dass Jesus selbst zu Fall kommt. Einzig und allein die Verheißung über den Schmerz seiner Mutter scheint sich zu erfüllen. Maria kauert am Wegrand, die Hände geöffnet und kann doch nicht helfen. Den Glauben an die Verheißung – sollen wir ihn aufgeben? Wird er sich erfüllen? Maria bleibt stark.

A.   Herr Jesus Christus, du lehrst uns, auf die Verheißungen der Hl. Schrift zu vertrauen. Wie Maria wollen wir in den Herausforderungen unseres Lebens aushalten und das unabwendbare Leid ertragen. Wir wissen, mit dir gehen wir der Vollendung entgegen.

V.  Herr Jesus Christus, dem Leiden preisgegeben,

A.  erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

5. Station – Mittragen


L1   Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen. Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, das Kreuz Jesu zu tragen. (vgl. Mk 15,20b-21)

L2   Gezwungenermaßen mittragen! Oftmals kommen wir „zufällig“ in Lebenssituationen, in denen wir nicht anders können, als zu helfen. Beziehungslos –  gezwungen oder mit innerer Hingabe?

Jesus wendet sich dem Simon zu, und der Mann aus Zyrene?

Er erwidert den Blick mit einer Herzensentscheidung. Sein Leben und das seiner Familie bekommen einen neuen Sinn. Sie werden zu Jüngern Jesu.

A.  Herr Jesus Christus, Mittragen ist ein Liebesdienst, der uns Menschen oft schwer fällt. Lieber wegschauen ist die Devise vieler unserer Zeit. Lass uns Simon ein Vorbild sein! So wie er wollen wir mit dir in Beziehung treten, indem wir Menschen unterstützen, die uns brauchen.

V.  Herr Jesus Christus, der du Hilfe annimmst,

A.   erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

6. Station – Leid der Welt


L1  Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wendete sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! (vgl. Lk 23,27f)

L2   Eine Frau tritt aus der Menge. Sie berührt das Kreuz Jesu. Mit ihren Händen verbindet sie Christus mit den weinenden Menschen. Ein Bild der Hoffnung. Jesus geht auf die Erlösung zu und nimmt alles Leid der Welt mit sich. Auch das zukünftige. Sein inniger Blickkontakt und die Kreuzes-berührung der Veronika bedeuten Stärkung für unser Leben.

A.   Herr Jesus Christus, das Leid in der Welt berührt uns. Mit unserem Gebet verbinden wir uns mit all den vielen Opfern der Kriege, des Terrors, der Gewalt in den Familien. Auch mit den Hungernden, den Flüchtlingen und denen, die durch die Konsumgesellschaft Schaden erleiden, verbinden wir uns im Gebet.

V.  Herr Jesus Christus, der du Hoffnung spendest,

A.  erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

7. Station – Umfangen

L1   Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter Maria, die Frau des Klopas und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. … Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf. (Joh 19,25-27;30)
L2   Das Kreuz wird aufgerichtet. Der lebenspendende Gott umfängt den Gekreuzigten mit dem österlichen Licht. Gerade durch seinen Tod wird Christus zum Licht der Welt. Denn das Dunkel des Leidens wird durch die ewige Liebe gewandelt.
A.   Herr Jesus, du nimmst auch uns durch dein Leiden und deinen Tod hinein in das ewige Leben. Wie die Getreuen unter dem Kreuz damals, dürfen wir Menschen heute uns umfangen wissen von deiner Liebe. Dafür danken wir dir.
V.  Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A.  erbarme dich über uns und über die ganze Welt


Bilder: Wegkapellen Blasiusberg – Mosaike von Maria Storch

Fotos: Fotostudio Stanger

Texte und Gebete: Pfr. Christoph Pernter  OPraem